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PRESSESTIMMEN

Deutsche Gehörlosenzeitung,

Zum Original-Artikel, von Thomas Mitterhuber

Wettkampf im Rathaus

Das 25. Deutsche Gehörlosen-Sportfest steht im Zeichen eines doppelten Jubiläums.
Dresden bereitet sich auf ein großes Ereignis vor, das nicht nur Sportsfreunde anziehen soll

Die Tage bis zum 25. Deutschen Gehörlosen-Sportfest werden nun öffentlich abgezählt. In der Altmarkt-Galerie, einem Einkaufszentrum in der Dresdner Stadtmitte, wurde die Countdown-Uhr am 28. Februar feierlich aufgestellt, unter Beisein von Politikern, Sponsoren und lokalen Medien. Für Gehörlose wird es der sportliche Höhepunkt dieses Jahres werden: Vom 21. bis 23. Mai 2020 laden der Deutsche Gehörlosen-Sportverband (DGS) und Ausrichter Dresdner Gehörlosen Sportverein 1920 (GSV) zum Sportfest ein.

Erwartet werden laut Pressemitteilungen und Zeitungsberichten 2.500 Sportler. Im Vergleich zum Sportfest 2016, das in Essen, dem Nabel des deutschen Gehörlosensportes, stattfand, wäre es fast eine Verdoppelung: Vor vier Jahren kamen 1.363 Athleten ins Ruhrgebiet. Auf DGZ-Anfrage schraubt Organisationschef André Brändel die ursprünglichen Erwartungen zu Dresden etwas zurück und rechnet mit nunmehr 2.000 Sportlern – und 1.000 Besuchern. Im vergangenen Juli hatte er den Organisationsstab von seinem Vorgänger übernommen, neben seiner hauptamtlichen Tätigkeit als stellvertretender Leiter der DGS-Geschäftsstelle.

Zeitgleich mit dem Sportfest wird in Dresden das Dixieland stattfinden, ein internationales Jazzmusik-Festival, das sich dieses Jahr zum 50. Mal jährt und zu dem hunderttausende Leute erwartet werden. Da viele Sportstätten über kostenlosen Zugang verfügen werden, hofft Brändel, dass ein Teil der Dixieland-Besucher auch neugierig auf das Sportfest wird.

Das Sportfest wird in insgesamt 20 verschiedenen Sportarten ausgetragen. 2020 werden einige neue Disziplinen hinzukommen, darunter U15-Fußball, Frauenfußball (auf Kleinfeld) und Mountainbike. Daneben soll es noch einen Schnupperkurs für Orientierungslauf geben. „Außerdem gibt es außergewöhnliche Wettkampforte“, so der Organisationschef. Der Schachwettkampf etwa werde im Dresdner Rathaus durchgeführt, sagt Brändel. Als Sonderwettkämpfe finden zudem die Rommé- und Skatturniere im Dresdner Gehörlosenzentrum statt.

Zentraler Ort ist der Ostrapark. Dort wird der Löwenanteil (= der Großteil) der Wettkämpfe ausgetragen, etwa die der Leichtathletik, im Fußball und Tennis. Wenige Gehminuten entfernt liegt die EnergieVerbund Arena. Dort werden die Eröffnungsfeier (am Donnerstag, Eintritt kostenlos), die Basketball-Matches und außerdem – eine Neuheit bei einem DGS-Sportfest – die Deaf Messe (nur am Samstag) zu finden sein. Andere Sportstätten seien gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, so Brändel. Mehrere Wettkampfstätten wie etwa für Golf, Radsport und Sportschießen liegen in und um der Dresdner Heide im Nordosten der Stadt. Eine Ausnahme bildet der Motorsport: Er wird in Grimma, etwa 80 Kilometer westlich von Dresden, ausgetragen.

Das 25. Sportfest liegt im Zeichen eines doppelten Jubiläums. Das erste Sportfest fand 1920 in Erfurt statt. Zudem wurde der Dresdner GSV ebenfalls vor 100 Jahren gegründet. Zu der hundertjährigen Vereinsgeschichte ist eine Ausstellung geplant, sie soll bei der Eröffnungs- und der Abschlussfeier zu sehen sein. Im Rahmen der zeitgleich stattfindenden Dresdner Gehörlosentage wollen die Macher ebenfalls für Veranstaltungen abseits des Sportes sorgen.

Die Veranstalter kündigen Programmpunkte wie Stadtführungen, VW-Werksbesichtigungen und eine Theateraufführung im Schauspielhaus (LULU am 22. Mai ab 19 Uhr, Karten unter tickets@staatsschauspiel-dresden.de) an, allesamt mit DGS-Verdolmetschung. Auch an die Jüngeren wird gedacht. Im Ostrapark ist eine Kinderbetreuung geplant, außerdem eigene Angebote wie beispielsweise ein gemeinsamer Zoobesuch. Die abschließende DGS-Sportlergala am Samstag verspricht ein buntes Programm: musikalische Auftritte, nationale und internationale Gehörlosen-Künstler und ein Feuerwerk.

Die Anstrengungen sind enorm. Neben dem dreiköpfigen Organisationskomitee sind weitere 30 Mitarbeiter mit eigenen Aufgabenbereichen betraut. Hinzu kommen noch gut 120 Helfer. „Dabei übernehmen erstmals Hörende bei der Organisation einen starken Part. Auf diesem Weg findet Inklusion einmal in umgekehrter Richtung statt und sie können in unsere Welt eintauchen“, erklärt Brändel.