Pressestimmen

Deutsche Gehörlosenzeitung,

von Thomas Mitterhuber

„Wir sind hervorragend vorbereitet“

Es wird das erste Großevent der Gehörlosen in Deutschland nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie werden. Was sich beim kommenden Sportfest in Dresden ändern wird und worauf sich Teilnehmer einstellen sollten. Ein Gespräch mit dem Organisationsleiter

Zweimal wurde die Veranstaltung verschoben. Und doch darf sich das Deutsche Gehörlosen-Sportfest in bester Gesellschaft wähnen: Die 24. Sommer-Deaflympics in Brasilien und selbst die Fußball-Europameisterschaft 2020 der UEFA mussten ebenfalls aufgrund der Corona-Pandemie verlegt werden.

Trotz sinkender Zahlen und der Impfkampagne gibt es noch Verunsicherung: Wie hoch wird die Inzidenz sein? Und mit welchen Einschränkungen müssen Teilnehmer rechnen? André Brändel, Mitarbeiter beim Deutschen Gehörlosen-Sportverband (DGSV) und Kopf des Sportfest-Organisationskomitees, spricht über das Sportfest, das vom 26. bis 28.
August in Dresden stattfinden wird.

Anmeldeschluss war eigentlich der 31. Mai. Wie viele Personen hatten sich bis dahin angemeldet?

André Brändel: Bis dahin hatten sich insgesamt etwa 750 Sportler und Trainer angemeldet. Hinzu kommen noch Zuschauer, Helfer, Kampfrichter, Sponsoren, Mitarbeiter und andere – das sind etwa 600 Personen. Anfang Juni wurde gemeinsam mit allen DGSV-Sparten und dem DGSV-Generalsekretär Tobias Burz abgestimmt, den Meldeschluss bis zum 27. Juni zu verlängern. Einige Änderungen wird es auch geben – beispielweise beim Bowling. Dort wird es ein neues Wettkampfverfahren geben, statt Team- werden Einzel- und Doppel-Wettkämpfe ausgetragen, damit mehr Sportler kommen können. Bei Mannschafts-Sportarten ist es allerdings etwas schwierig, da manche Vereine wegen der Schulferien nicht vollzählig antreten können. Insgesamt rechnen wir mit etwa 1.500 Personen.

Warum wurde der Anmeldeschluss
verlängert?

So können wir allen mehr Klarheit durch die verbesserte Corona-Situation geben. Ob Anmeldungen nach dem 27. Juni möglich sind, wird jede DGSV-Sparte selbst entscheiden. Wir als Veranstalter heißen natürlich alle jederzeit beim Sportfest herzlich willkommen.

Einige Wettkämpfe fallen aus, darunter Wasserball, Kegeln und Golf. Warum?

Für diese abgesagten Sportarten hatten wir in Dresden natürlich Sportstätten zur Verfügung gestellt. Nach Rücksprache mit den DGSV-Sparten sowie den Skat- und Rommé-Abteilungen haben wir die Wettkämpfe jedoch aufgrund von verschiedenen Begründungen abgesagt. Beim Kegeln beispielweise gab es aufgrund von Corona wegen den älteren Leuten
Bedenken. Im Badminton konnten alle Spartenmitarbeiter wegen der Schulferien keine Freigabe von ihren Arbeitgebern bekommen. Beim Golf war es aufgrund der
zeitgleich stattfindenden „hörenden“ Punktspiele in Deutschland. Und beim Wasserball können alle angemeldeten Mannschaften nicht vollzählig antreten. Rommé und Skat gehören zwar zum Sonderprogramm, allerdings können wir aufgrund der Corona-Situation schlecht vorher einschätzen, ob viele Personen eng zusammensitzen dürfen.

Das Sportfest wird einen Tag-der-Offenen-Tür-Charakter bekommen. Man soll in andere Sportarten schnuppern können. Warum?

Da einige Wettkämpfe doch nicht durchgeführt werden, soll jeder aus meiner Sicht andere Sportarten ausprobieren dürfen. Darüber würden sich einige Sparten freuen. Sportarten wie Leichtathletik, Schwimmen, Radsport oder Beachvolleyball bieten auch die Möglichkeit an, in einer
Hobby-Kategorie oder ähnliches zu starten. So kann jeder mitmachen. Interessenten sollten am besten direkt bei der jeweiligen Sparte anfragen beziehungsweise sich anmelden. Es gab auch Anfragen aus dem Ausland, ob man auch beim Sportfest teilnehmen dürfe. Nur bei Mannschafts-Sportarten und bei Tischtennis und Tennis ist
dies nicht möglich. Die Entscheidung darüber überlassen wir den Sparten.

Wie soll das konkret umgesetzt werden, neben den richtigen Wettkämpfen?

Wie bereits geschrieben, wird es Hobby oder
Nichtmitglieder-Kategorien geben. Diese werden auch als gesonderte Wettkämpfe bezeichnet. Für die offiziellen Deutschen Meisterschaften werden natürlich nur Athleten mit der jeweiligen Sparten-Startberechtigung anerkannt.

Mit welcher Inzidenz-Lage rechnet
die Leitung für das Sportfest?

Da zum Stand vom 9. Juni die Inzidenz hier in Dresden bei 11 liegt, Tendenz sinkend, gehe ich davon aus, dass wie im gleichen Zeitraum des letzten Jahres überall Sport-Wettkämpfe erlaubt sein werden. Außerdem dürften wir auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit viele Zuschauer hereinlassen können.

Worauf müssen sich Teilnehmer einstellen?

Mit den steigenden Zahlen Genesener und Geimpfter sowie einem umfassenden Hygienekonzept des Deutschen Olympischen Sportbundes sind wir hervorragend auf die Situation vorbereitet. Die Gesundheit aller steht in jedem Fall im Vordergrund. Wir werden den Anweisungen von der Stadt Dresden bzw. dem Land Sachsen folgen. Und wir werden natürlich alle teilnehmenden Vereine und Personen
vorab informieren, worauf sie sich einstellen sollten. Wir werden auch hier in Dresden
kostenlose Corona-Schnelltests anbieten, falls dies erforderlich ist. Voraussichtlich darf jeder mit einem negativen Testergebnis innerhalb der letzten 48 Stunden teilnehmen. Oder mit einem Nachweis, dass man genesen oder geimpft ist. Aber es ist noch zu früh dafür, um die Regeln festzulegen,
da die Behörden ihre Beschlüsse fast alle zwei Wochen ändern. Mehr Infos wird es nach dem Meldeschluss Ende Juni geben.
Für die Organisation des Festabends haben wir eine Agentur beauftragt, diese wird sich auch nach dem Hygienekonzept richten. Im Ostrapark Dresden gibt es eine große Arena für draußen und dort werden wir feiern. Die Agentur Schröder arbeitet eng mit der Stadt zusammen und hat bisher große Events wie den Striezelmarkt (Weihnachtsmarkt) oder das Stadtfest Dresden organisiert. Sie kennt sich bestens mit dem Konzept aus.

Berührungen und Umarmungen sind ein wichtiger Teil der Gehörlosenkultur. Hinzu kommt, dass Schutzmasken bei der
Kommunikation stören. Wie geht ihr damit um?

Ein sehr schwieriges Thema. *lacht* Ich kann verstehen, dass viele nach so langer Zeit sich umarmen oder die Maske beim Gebärden abnehmen. Das wäre aber eine Missachtung der Regeln. Als Veranstalter sind wir verpflichtet, vorab und vor Ort auf die Regeln hinzuweisen. Ich zähle darauf, dass
sich die Teilnehmer alle daran halten werden.

Falls sich die Corona-Lage doch verschlechtert, was passiert mit dem Sportfest?

Wir haben schon zuletzt darüber gesprochen und haben nach Rücksprache mit dem Vereinsvorstand des Dresdner GSV entschieden, dass wir das Sportfest dann nicht erneut verschieben werden. Im Jahr 2022 hat der DGSV bereits ein volles Programm: die Sommer- Deaflympics, den
Bundesjugendtreff in Braunschweig und die Beachvolleyball-EM in Deutschland.

Vielen Dank für das Gespräch!